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Satire von Bernhard Mößner

 

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Satire ...

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Bankverbindungen

 

Wer kennt es nicht, jenes beglückende Gefühl des Bergwanderers, der nach einem langen und

mühsamen Aufstieg eine Bank entdeckt. Egal, ob es sich um eine moosbewachsene Steinbank handelt oder um eine ruppige Holzbank – sie lädt ein zu Verschnaufen, zum Vespern, zum Ausschau halten. Treffen nach einer Wanderung mehrere Wanderer zusammen, besetzen sie gleich eine Wirtshausbank, verschieben die Heimkehr auf die lange Bank und singen etwas später vielstimmig:

„Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde, vor meinem Vaterhaus steht eine Bank.“

 

Wunschtraum jedes strebsamen Bankkontoinhabers ist es, eine eigene Bank zu besitzen: Meist gibt er sich mit einer Ofenbank, einer Gartenbank oder einer Polsterbank zufrieden. Wer sich allerdings beim Ausrauben einer Bank erwischen lässt, landet auf der Armesünder- oder Anklagebank, mit der Aussicht, lange sitzen zu müssen. Zum Schutz vor Bankräubern bieten Bau- und Gartenmärkte ein breites Sortiment dafür geeigneter Befestigungselemente an. Werden bei internen Banketten und ähnlichen Lustbarkeiten, trotz einer Menge honoriger Aufsichtsräte unbemerkt mehrere Banken zusammen geschoben, spricht man von einer überraschenden Bankenfusion. Menschen, die auf Parkbänken übernachten, sind aber noch lange keine aufmerksamen Aufsichtsräte oder gar Banker!

 

Wer noch keine eigene Bank besitzt, dem bietet sich in städtischen Grünanlagen die Möglichkeit, wenigstens zeitweiliger Bankbesetzer zu sein. Dort sind in der Regel öffentliche Bänke aufgestellt,

die an launigen Frühlings- und Sommerabenden von Glühwürmchen und Liebespaaren besucht werden. Geheimnisvolle Bankleitzahlen scheinen sie anzulocken, wobei nicht selten dauerhafte Bankverbindungen eingegangen werden. Die meist jungen Leute sitzen und zählen die Wolkenbänke, hinter die sich das Abendlicht mit der Zeit diskret zurückzieht. Unter das Bankgeheimnis fällt, was danach geschieht.

Längst ausgestorben sind die Bänkelsänger, die mit ihrer Laute auf mittelalterliche Bänke stiegen und Minnelieder und Balladen sangen.

 

Den jungen Leuten, die eben noch die Schulbank drückten und nun auf den Sitzbänken sich drücken, fehlen meist die nötigen Banknoten, um sich ein bequemes Bankpolster zuzulegen.

Um technische Laien unter meinen geneigten Lesern, die ich durch die Bank im schöngeistigen Bereich vermuten muss, nicht völlig zu verwirren, sei hier eine technische Bankbeschreibung angebracht:

Hobel-, Dreh- und Drechselbänke sind nur im weitesten Sinne den Sitzmöbeln zuzuordnen.

Den Sitzmöbeln zuzuordnen sind Parlamentsbänke, von denen es Erstaunliches zu berichten gibt:

Obwohl alle aus gleichem Holz geschnitzt und gehobelt wurden, gilt das Sitzen auf Regierungsbänken

als erstrebenswert, Oppositionsbänke dagegen werden nur widerwillig besetzt.

 

Ökonomisch denkende Stadtväter sind bemüht, in ihren Innenstädten die Bänke durch Banken zu ersetzen, was auch sehr vernünftig ist. Denn Bänke haben die unangenehme Eigenschaft, mit der Zeit zu verrotten! Man spricht dann von Bankrott, einer Pilzkrankheit, die glücklicherweise Banken selten zu befallen scheint.

 


© 2004 Bernhard Mößner

 


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