Wer kennt es nicht, jenes
beglückende Gefühl des Bergwanderers, der nach einem langen und
mühsamen Aufstieg eine Bank
entdeckt. Egal, ob es sich um eine moosbewachsene Steinbank handelt oder um eine
ruppige Holzbank – sie lädt ein zu Verschnaufen, zum Vespern, zum Ausschau
halten. Treffen nach einer Wanderung mehrere Wanderer zusammen, besetzen sie
gleich eine Wirtshausbank, verschieben die Heimkehr auf die lange Bank und
singen etwas später vielstimmig:
„Vor meinem Vaterhaus steht
eine Linde, vor meinem Vaterhaus steht eine Bank.“
Wunschtraum jedes strebsamen
Bankkontoinhabers ist es, eine eigene Bank zu besitzen: Meist gibt er sich mit
einer Ofenbank, einer Gartenbank oder einer Polsterbank zufrieden. Wer sich
allerdings beim Ausrauben einer Bank erwischen lässt, landet auf der Armesünder-
oder Anklagebank, mit der Aussicht, lange sitzen zu müssen. Zum Schutz vor
Bankräubern bieten Bau- und Gartenmärkte ein breites Sortiment dafür geeigneter
Befestigungselemente an. Werden bei internen Banketten und ähnlichen
Lustbarkeiten, trotz einer Menge honoriger Aufsichtsräte unbemerkt mehrere
Banken zusammen geschoben, spricht man von einer überraschenden Bankenfusion.
Menschen, die auf Parkbänken übernachten, sind aber noch lange keine
aufmerksamen Aufsichtsräte oder gar Banker!
Wer noch keine eigene Bank
besitzt, dem bietet sich in städtischen Grünanlagen die Möglichkeit, wenigstens
zeitweiliger Bankbesetzer zu sein. Dort sind in der Regel öffentliche Bänke
aufgestellt,
die an launigen Frühlings-
und Sommerabenden von Glühwürmchen und Liebespaaren besucht werden.
Geheimnisvolle Bankleitzahlen scheinen sie anzulocken, wobei nicht selten
dauerhafte Bankverbindungen eingegangen werden. Die meist jungen Leute sitzen
und zählen die Wolkenbänke, hinter die sich das Abendlicht mit der Zeit diskret
zurückzieht. Unter das Bankgeheimnis fällt, was danach geschieht.
Längst ausgestorben sind die
Bänkelsänger, die mit ihrer Laute auf mittelalterliche Bänke stiegen und
Minnelieder und Balladen sangen.
Den jungen Leuten, die eben
noch die Schulbank drückten und nun auf den Sitzbänken sich drücken, fehlen
meist die nötigen Banknoten, um sich ein bequemes Bankpolster zuzulegen.
Um technische Laien unter
meinen geneigten Lesern, die ich durch die Bank im schöngeistigen Bereich
vermuten muss, nicht völlig zu verwirren, sei hier eine technische
Bankbeschreibung angebracht:
Hobel-, Dreh- und
Drechselbänke sind nur im weitesten Sinne den Sitzmöbeln zuzuordnen.
Den Sitzmöbeln zuzuordnen
sind Parlamentsbänke, von denen es Erstaunliches zu berichten gibt:
Obwohl alle aus gleichem
Holz geschnitzt und gehobelt wurden, gilt das Sitzen auf Regierungsbänken
als erstrebenswert,
Oppositionsbänke dagegen werden nur widerwillig besetzt.
Ökonomisch denkende
Stadtväter sind bemüht, in ihren Innenstädten die Bänke durch Banken zu
ersetzen, was auch sehr vernünftig ist. Denn Bänke haben die unangenehme
Eigenschaft, mit der Zeit zu verrotten! Man spricht dann von Bankrott, einer
Pilzkrankheit, die glücklicherweise Banken selten zu befallen scheint.
© 2004 Bernhard Mößner
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