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 Gedichte von Jutta Kieber

Lyrik
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(mein) Frühling

 

Die Sonne wärmt schon kalte Nasen
zwei Vögel zwitschern keck
Kroküsschen recken sich im Rasen
zum frohen Farbenfleck.

Ein Putztuch winkt von Handgelenken
soll Winterstaub befrei’n
und ich - ich könnt’ mich so verschenken
das muss der Frühling sein.
 


Frühling

 

Wenn Säfte in die Gräser steigen
und Knospen uns ihr Bersten zeigen
wenn Löwenzahn sich stark vermehrt
und manchen Pflasterstein begehrt
wenn auch mein Kopf will tirilieren
und jede Ader möcht vibrieren
wenn ich mit dir Termine schwänz
dann hat er mich gepackt der Lenz.
 

 

Manche Faxen wollen wachsen

 

Manche Faxen
wollen wachsen

möchten schwellen
in den Zellen

lachen über Arbeitsfieber
übernehmen Blödsinn lieber

wollen toben
und nicht loben

brauchen täglich den Humor
so kommt es mir vor.

 


Wilhelm-Buschiges

 

Wie wohl ist dem, der dann und wann
Sich etwas Schönes dichten kann!

Hier folgt nun keck mit feinem Tusch
Manch treffend Wort von Wilhelm Busch,
Von dem geheuchelt tollen Leben,
Das man erzählt dem Nachbarn eben.

Mir fällt dazu der Schluss noch ein,
Der ehrlich nur von Busch kann sein:

Im Durchschnitt ist man kummervoll
Und weiß nicht, was man machen soll.

Drum reim ich fröhlich vor mich hin,
Bilde mir ein, das mache Sinn.
 

Klugheit-Schönheit-Weiblichkeit

 

Ist eine Frau gescheit und schön
- das kann doch kaum zusammen geh'n -
muss sie sich oft gefallen lassen,
dass mancher Mann sie könnte hassen.
Ist sie auch sexy - ohne Kleider -
hat sie noch zusätzliche Neider,
sogar beim eigenen Geschlecht,
das meint, es wäre nicht gerecht,
wenn soviel Vorteil Gott verleiht,
vielleicht noch einem blonden Weib.
 


Schönheitspflege

der Tragödie letzter Teil (frei nach Goethe)


Habe nun - nach viel Theorie -
Basisprogramm aus Haut-Medizin
Und leider auch Homöopathie
Streng ausprobiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich arme Frau!
Und werd aus Wirkungsweis nicht schlau;
Nahm Bäder zur Durchblutung gar
Und schmiere schon an die zig Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Teure Pasten auf meinem Körper herum -
Und sehe, daß sie nichts ändern können!
Das will mir schier die Freud verbrennen.
Zwar wirk ich nicht älter als andere Weiber,
Gepflegt und gestylt wie eben die Leiber,
Doch plagen mich ständig Skrupel und Zweifel,
Ob Verjüngungsprodukte nicht seien vom Teufel.
Deshalb ist mir aller Glaube entrissen,
Bilde mir nicht ein, was vom Altern zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte mich wehren,
Mich gänzlich von Hautpflege abzukehren.
Habe dazu weder Mut noch Kraft
Noch Altersstop aus Eigensaft,
Es möcht keine Dame ganz ohne leben,
Drum hab ich mich der Kosmetik ergeben,
Ob nicht durch Salbenstimulanz
Das Schrumpfen aufhört mit Kulanz,
Daß ich mit fröhlich flottem Cremen
Den Furchen kann die Tiefe nehmen,
Daß ich erkenne, was die Welt
Der Wundermittel bei mir hält,
Vertrau der Wirkung von Balsamen
Und kann getrost in Tiegeln kramen.

 

O sähst du, holdes Spiegelein,
Nicht gar so streng auf meine Pein,
Und zeigtest mit realer Macht,
Daß Peeling nicht hilft über Nacht,
Daß weder Öl- noch Lotion-Pflicht
Die Tränensäck entfernet nicht.
Ach könnt ich doch in Schönheitsfarmen
Mit Hair-Repair und Masken - warmen
Von Depri-Stimmung mich entladen,
In Collagenen jung mich baden!

 

Weh! steck ich in diesem Antlitz noch?
Verfluchtes grobes Porenloch,
Wo selbst gedämpftes Lampenlicht
Sich kraß in tiefen Runzeln bricht!
Beklemmt von diesem alten Knauf,
Den Ängste plagen, Scham bedeckt,
Den bis zur hohen Stirn hinauf
Manch Liposome hingestreckt,
Mit Anti-Age-System erhellt,
Mit Vitaminen vollgepfropft
Großmutters Mittel drein gestopft -
Das ist deine Welt! Das heißt Beauty-Welt!

Und fragst du noch, warum die Haut
Sich dennoch schlaff um Knochen klemmt,
Warum selbst langerprobtes Kraut
Dir alle Selbstbehandlung hemmt?
Statt jugendlich die Hülle bleibt,
Da Gott die Menschen schuf hinein,
Fühlst du der Zellen Trockenheit
Und Faltenwurf am morschen Bein.

Flieh! auf! Hinaus, befreie dich
Vom Jugenddruck und bleib gefeit,
Die Wirklichkeit ist auch für dich
Seit der Geburt altersbereit.
Und wenn Natur dich unterweist,
Dann geht Gedankenkraft dir auf,
Daß Pflege als Verzögerung
Nur winzig ist im Bio-Lauf.

Mit keiner Aussicht auf verjüngend süßes Glück
Füg ich mich ein in alterndes Geschick.

 



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