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Erzählungen von Christine Bär

 

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Autobahnkapriolen oder das sterbende Tier

Eine wahre Geschichte

 

 


Eigentlich bin ich gern mit dem Auto unterwegs. Es macht mir auch nicht besonders viel aus, eine halbe Stunde morgens und abends mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Morgens einer glutroten Sonne entgegen und am Abend zur tief stehenden Sonne des späten Nachmittags hin zurück nach Hause.

Mit der Zeit stellt sich beim Fahren Routine ein. Nur sollte man sich dieser nicht so sehr hingeben, dass man kaum noch wahr nimmt, was auf der Straße passiert. Immer wieder kommt man als Autofahrer in unvorhergesehene Situationen, die einen ruckartig aus der Gewöhnung erwachen lassen, um anschließend der Straße erneut einen aufmerksamen und umsichtigen Fahrer zurück zu geben.

So geschah es, dass ich wie jeden Tag der Morgenröte und dem Ursprung der Wolken – die Schornsteine des Kraftwerkes in Leipzig Lippendorf – entgegen fuhr, um mein Tagewerk zu vollbringen. Jedenfalls das, womit sich die notwendigen Brötchen verdienen lassen.

Nach vollendeter Tat und mit schwirrendem Kopf trat ich den Heimweg an. Noch leichtes Flimmern vor den Augen –der ganze Tag vor dem PC fordert seinen Tribut – setzte ich mich in mein Auto und fuhr los. Das mobile Teil kennt den Heimweg inzwischen allein. Ich passe nur noch auf, dass der Zeiger, welcher mir die Geschwindigkeit anzeigt, sich nicht verbiegt.

Eine halbe Stunde Zeit, den Gedanken nachzuhängen, nachzudenken, was der Feierabend mit mir vor hat. Wird mich die Katze wieder freundlich an der Tür begrüßen? Ja, sie wird und ich mag es. Habe ich noch ein paar Überweisungen auszufüllen? Rechnungen sind ja dauernd im Briefkasten. Mal sehen, wer heute Abend an mich denkt und zu allem Glück noch ein Telefon passend dazu findet. Ich freue mich über Anrufe von der Familie und von den Freunden. Zeigen sie mir doch auf diese Weise, dass ich ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben bin, was ich auch gerne auf gleiche Art zurück gebe.

Da passierte es. Auf der Fahrbahn lag etwas. Beim näheren Heranfahren sah ich, dass es sich bewegte, aber es lief nicht weg. Ein Ausweichen war nicht mehr möglich, denn neben mir brauste ebenfalls ein Fahrzeug über die Autobahn. Natürlich weiß ich, dass man Kleintieren nicht mit ausladenden Ausweichmanövern begegnen darf. Der vorletzte Gedanke galt dem Gesundheitszustand des Tieres. Der letzte darum, ob ich es zwischen die Räder nehmen kann, damit es überlebt, oder ...

Kurz bevor ich darüber fuhr, erkannte ich, worauf ich zusteuerte. Es kam mir ungewollt direkt unter ein Vorderrad. Und schon geschah es – ich überfuhr eine noch lebende Socke und verschuldete ihren jähen Verkehrstod.

Der Wind ließ sie flattern, als regte sie sich. Geläutert und glücklich fuhr ich den Rest des Weges heim, begrüßte mein Kleintier, freigesprochen des Mordes an einer ihr verwandten Kreatur.

 

 

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