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Erzählungen von Christine Bär
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Galaktische
Begegnung
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Wenn Frauen ihr Leben anhaltend allein meistern müssen – auch ich gehöre dieser
von der Norm abweichenden Gattung an – und obendrein die oberste Zuständigkeit
für die Erziehung von Kind und Katze innehaben, sind sie nicht selten auf der
Suche nach einem männlichen Pendant. Vermutlich gebieten uns das so schon seit
Urzeiten die weiblichen Gene. Sie sind auf der Suche nach einem Pendant, mit dem
es gelingt, den nächsten Lebensabschnitt - von einer Nacht bis zur vorläufigen
Ewigkeit - zu überdauern, oder nach einem Mann, der wenigstens in der Lage ist,
etwas Licht - wenn auch nur in Form einer reparierten Wohnzimmerleuchte - ins
triste Dasein zu bringen. Vielfach steht jedoch der gewöhnliche Alltag in einem
natürlichen Gegensatz zu einem solchen Vorhaben.
So besteht der meine vorwiegend aus kargem Broterwerb und dem Herrichten der
Verpflegungsbeutel für den nächsten Tag. Wenn Sohn und Katze zwischendurch
unzufrieden knurren, erhalten beide noch eine Fütterung und ich hoffentlich nach
getaner Arbeit noch etwas Schlaf. Irgendwie kommt da so einiges zu kurz. Finde
ich.
Doch dann konfrontiert mich das Schicksal mit Erlebnissen wie am heutigen
Morgen:
Halb verschlafen kam ich ins Büro, knipste das Licht und meinen Computer an,
mein stummer Freund, der stets widerspruchslos die ihm aufgetragenen Aufgaben
erfüllt und brav die einsamen Stunden mit mir teilt. Ich zog die Vorhänge auf,
aber draußen war es genauso trostlos wie die Arbeit, die vor mir lag. Ich
sortierte mein Frühstückspaket auf die kühle Fensterbank und meine Jacke und den
Schal in die Garderobe. Nachdem ich dem Rechner mein Kennwort verraten hatte,
zeigte sich dieser willig und bereit, mit mir zusammen zu arbeiten.
Wie jeden Morgen öffnete ich als Erstes mein Postfach. Sofort zog ein
Anschreiben mein ganzes Interesse auf sich. Da war sie, die Mail, auf die ich
seit Anbeginn meiner frühesten Jugend gewartet habe! Georg K. hatte sie
geschickt. Georg wer? ... Bisher kannte ich ihn zwar nicht, aber was sagt das
schon. Er schrieb:
“Sehr geehrte Frau B.,
leider ist die Galaxie nicht mehr lieferbar. Ich kann Ihnen folgende Alternative
anbieten: ...”
Mit verklärtem Blick sah ich auf den Bildschirm. Da hat sich endlich ein
männliches Wesen gefunden, mir einen Teil der Milchstraße darzureichen, und dann
ist sie nicht mehr lieferbar. Bestimmt hatte er alle seine Möglichkeiten im
vollsten Umfang ausgeschöpft, war nun überaus unglücklich, mir meinen Wunsch
nicht erfüllen zu können und bedauerte dies gar unermesslich. Davon war ich fest
überzeugt.
Sogleich schickte ich mich an, ihm eine Antwort zu formulieren:
“Sehr geehrter, lieber Herr K.,
ich schätze Ihre Bemühungen, mir eine Galaxie offerieren zu wollen
außerordentlich. Wenn Ihnen dieses Vorhaben nun trotz des beträchtlichen
Aufwandes nicht glückt, genügt es, wenn Sie mir einige Sterne vom Himmel holen
...”
Und noch während mein Tagtraum mir suggerierte, wie sehr sich Georg K.
befleißigte, für mich das Himmelreich zu erobern, schrillte das Telefon. Unsanft
riss mich der Büroalltag aus meinen Träumen. Der Kunde am anderen Ende der
Leitung wollte wissen, ob ich von dem Leuchtenhersteller schon den Preis für die
Handlampe Typ “Galaxie” erhalten habe.
“... Ist soeben hereingekommen. Ich erarbeite Ihnen gleich das Angebot. Einen
schönen Tag noch ...”
Nachdem ich den Hörer wieder aufgelegt hatte, starrte ich noch eine Weile mit
verschleiertem Blick auf den Monitor, auf dem die Nachricht an Herrn K. ihm mein
Seelenleben entblößte.
Eine solche Begegnung galaktischer Natur ließ mich einfach nicht los.
Gedankenversunken betätigte ich mit dem Mauszeiger den Button “Senden”. |
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