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Glossen und Satire von Ulli Hohmann

Glosse
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Cellulite inclusive !

 

 

 

Seit Jahren habe ich in der Winterzeit keine rechte Lust mehr in Kaufhäusern oder Boutiquen Kleidung zu kaufen. Schon gar keine Dessous oder gar Badeanzüge. Lediglich die Lust zu schwimmen oder das Verlangen meine Haut mit edler Spitze zu umgeben, hat bislang die Unlust besiegt.
Schuld am Frust sind nicht nur die kleinen Pölsterchen. Nein, es sind die menschenverachtenden, nach Staub und Schweiß riechenden Anprobierzellen, die mir das Shoppingvergnügen vermiesen.
Wenn ich ein Kleid anprobiere, kann ich wenigstens raus aus der Zelle und mich bei normalem Abstand zum Spiegel von allen Seiten betrachten. Doch mach das mal in einem Badeanzug, mit heruntergerollter Strumpfhose, warmen, bunten Socken darüber, dazu noch klobige Winterschuhe. Dann bist du im Nu eine echte Lachnummer. Wohl oder übel klemme ich mich also in die klaustrophobale Kabine mit baumstarkem Willen um jeden Preis das Auserwählte anzuprobieren. Doch dann! Von oben scheint erbarmungsloses Licht und lässt mich wie eine Außerirdische bei ihrer ersten Kleiderprobe erscheinen. Das würde selbst einer Claudia Schiffer so ergehen.

Schließlich, so mache ich mir Mut, ist es ja keine Schande, von Topmodell-Maßen ein wenig entfernt zu sein. Der ganze Quatsch in den Frauenzeitschriften zum Thema perfekte Frau tangiert mich eher peripher. Und doch empfinde ich es als einen unglaublichen Frevel, mit Hilfe infamer Lichtmanipulationen innerhalb der Anprobierzelle meine etwas Cellulite gezierte Figur noch
lebhaft zu unterstreichen. Die Deckenstrahler haben auch nichts anderes zu tun, als meine kleinen Lebensfältchen so zu beschatten, dass sie viel größer erscheinen als sie wirklich sind.
Mit diesem Bildnis von mir selbst betreibe ich hektisch die Anprobe des spitzenverzierten Bodyteils. Die Belastungsprobe muss ein Fischzug werden, das Ding muss einfach passen! Mich peinigt allein die Fiktion: raus, raus aus dieser schweißtreibenden Kabine und ich nehme mir zum x-ten male vor, "Kabinettchen" dieser Art zukünftig zu meiden. Doch habe ich eine Wahl?

Also, ihr Verkaufsstrategen: Regt doch Eure Planer einmal an, diese Sardinen-Kabinen brauchbarer zu gestalten. Schon weil statistisch gesehen zweiundneunzig Prozent der kaufwütigen Frauen nicht dem Idealmaß einer Kleidergröße achtunddreizig entsprechen.

Auch wenn die Mieten in der City Schwindel erregend sind, solltet ihr eure Innenarchitekten dahingehend briefen, einen freundlichen Raum, vielleicht mit ein paar Pflanzen und bequemen Gestühl zu kreieren. Rundum ein sanftes mildes Abendlicht. Ein paar Kleiderhaken mehr wäre auch nicht schlecht, schon um zu verhindern, dass die eigene Garderobe nicht unwillkürlich zum Staubmopp wird.
Wenn ich mich hätte so bespiegeln können, wäre ganz sicher nicht nur der Bodysuit,          sondern auch noch der hübsche Badeanzug in meiner Einkaufstüte gelandet.

 
 

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