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und Satire von Ulli Hohmann |
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Dogma
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Ich koche gern. Und dazu
bediene ich mich schon mal irgendeines aufgeschnappten Rezept’s oder Kochbuch’s
der großen Vier- oder Fünfsterneköche. Sei’s drum!
Ich suchte in Bioleks Kochbuch nach einem passenden Rezept für ein
Candelight-Dinner und fand im Vorwort desgleichen die Überschrift "Frische ohne
Dogma". Was hat Dogma mit Frische zu tun, fragte ich mich und wurde gleich
darauf folgendermaßen belehrt: Tiefgekühlte Himbeeren schmecken besser als
zerquetschte oder angefaulte Beeren, die es häufig zu kaufen gibt...
"Oh", dachte ich, "das ist ja mal eine ganz neue Erkenntnis".
Aber irgendwie passte mir das Wort "Dogma" doch nicht in ein Rezeptbuch. Dogma,
Dogma...., meine Güte, was bedeutet das noch? Eigentlich hatte ich gar keine
Zeit mir über das Wort Gedanken zu machen. Letztendlich sollte es in ca. zwanzig
Minuten an meiner Wohnungstür klingeln und ich wollte meinen Freund begrüßen,
den ich eben zu diesem Candelight-Dinner eingeladen hatte. Hoffentlich hat er an
den Champus gedacht.
Egal, es trieb mich zum Bücherregal. Das Duschen sollte etwas schneller geh'n
und die Wimperntusche wurde nur einmal statt dreimal aufgetragen. Ich schnappte
mir meinen Duden aus dem Regal, was zur Folge hatte, dass die anknüpfenden
Wälzer nichts anderes zu tun hatten, als umzufallen, um sich mit einem kräftigen
Platsch auf meinen vor einer Stunde so gründlich gesaugten Teppich zu verteilen.
(Ich sollte auch mal hinter den Büchern Staub wischen.) Verzweifelt über diesen
ungeordneten Zustand schlug ich im Mister Duden ungeduldig nach:
„Äh, was, wie bitte, wie beschreibt man hier das Wort Dogma?
„als Richtschnur geltender", Klammer auf „religiöser, kirchlicher“ Klammer zu,
„Lehr- und Glaubenssatz". Und dann: „Dogmatik ist die wissenschaftliche
Darstellung der christlichen Glaubenslehre." Gefolgt von „dogmatisch: starr an
eine Ideologie oder Lehrmeinung gebunden bzw. daran festhaltend". So ein
Quatsch, dachte ich unter der Dusche. Was, bitte schön, hat das alles mit
eingefrorenen oder frischen Himbeeren zu tun? Nee, Bio, da stimmt was nicht.
Ich hatte gerade den letzten Pinselstrich an meinem Gesicht vollzogen, zum
Lippenstift hatte die Zeit nicht mehr gereicht - und die Haare, vergiss es,
Wuschelkopf ist ja gerade Trendy – da klingelt’s.
"Grüß dich liebe Freundin! Hier ist der Champus!".
Das Candelight-Himmelsgesöff war natürlich nicht kalt. Bei dieser Kälte draußen
hätte er ihn doch bequem im Auto lagern können. Männer denken einfach nicht!
"Oh", hattest du Stress, geht’s dir gut?", bemerkte er heiteren Sinnes.
"Wieso, sehe ich so aus?", fragte ich pikiert.
"Nein überhaupt nicht", log er charmant, "du bist wie immer perfekt im Styling
und siehst zauberhaft aus."
Er wollte einfach mein noch desorganisiertes Outfit nicht bemerken.
Der Groll aus meinem Gesicht war wie nix verschwunden. Ich konnte ihm ja wohl
kaum erzählen, dass ich über eine halbe Stunde gebraucht hatte, um mir über das
Wort „Dogma“ klar zu werden, wo er sich doch für den Abend..... , naja, ich will
hier lieber mal schweigen.
Plötzlich erfasste meine Nase einen penetranten Geruch aus verschmort
verbranntem, mallorquinischen Rosmarien-Hähnchen und angebratenen tief
gefrorenen Himbeeren. Aus der Traum von einem romantischen Candelight Dinner.
Fazit:
Mein Freund und ich waren wohl die ersten Menschen, die bei McDonald zwei dicke
fette Hamburger mit einer ungekühlten Flasche Champagner in sich rein
verleibten.
Toll! Ein ganz gelungener Abend. Wenn ich bedenke, dass ich ohne rote Lippen,
mit einem blauen rechten und einem roten linken Schuh, einer schlapprigen alten
Jeans in Deutschlands größtem "Nobelrestaurant" am Tische saß und am Ende
todmüde war.
Dinner ja, aber wo blieb das Candelight mit seinen süßen Folgen?
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