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Gedichte von Lutz Menard

 

Seiten: Lyrik Limericks Klapphörner Zeitgeschehen Satire

 

Zeitgeschehen - Seite 2

 

Die Waffen einer Frau
oder
Lili Marleen rückt ein
 

Wo sich die späten Nebel dreh'n,
wird niemand Lili wieder seh'n..
Sie steckt jetzt in der Uniform
und amüsiert sich ganz enorm.

Sie steht nicht mehr an der Laterne
und auch nicht vor dem großen Tor.
Sie schiebt nun Dienst in der Kaserne,
und kehrt den Dreck vom Hof davor.

Verloren fühlt sich die Laterne
und lauscht verschreckt dem fremden Ton.
Laut tönt Kommando in der Ferne
aus Frauenmund, ganz heiser schon.

Lili schießt nicht mit Platzpatronen,
nein, ihre Munition ist scharf!
Nicht mehr soll Weiblichkeit sich schonen,
nur fragt sich, gibt's dafür Bedarf?

Das Frauenheer mit festem Schritt
zieht neuen Zeiten kühn entgegen,
und bringt es gar den Frieden mit,
so käme uns das sehr gelegen.
 

 

 

 

 

Der Berliner Laden

 

Es reisten kürzlich zwei Muslim
der Taliban nach Groß-Berlin.

(Der Eine roch nach Knoblauch,
der Andere, der stank auch.)

Sie sollten dort bewirken
in Kreuzberg bei den Türken

und sonstigen Moslemen
zum Beispiel aus dem Yemen

dass sie bin Laden schützen
und Gotteskrieger stützen

sich Bärte wachsen lassen
und alle Juden hassen

daß Frauen sich verschleiern
und nur noch Suren leiern

kein Mensch Musik macht oder hört
und schon ein lautes Lachen stört.

Ruft Muhammad vom Döhner-Grill
- und Fatme lächelt dazu still -:
„Ick schmeiß hier meinen eignen Laden
und halte nix von Gottesstaaten!
Bestellt det ooch in Riad:
Ick pfeife uff den Dschihad!"


Menschenliebe

 

Es trafen sich zwei Kannibalen
kurz vor den nächsten Kanzlerwahlen.
Sie bangten – klingt es auch frivol –
im Grunde um der Menschen Wohl
und wählten drum als Sonntagsbraten
die beiden Spitzenkandidaten!

 

Das Volksempfinden

 

Grundsätzlich war es kerngesund
das Volksempfinden, glatt und rund,
doch einmal kommt wie überall
auch noch so Starkes vor den Fall:
das Volksempfinden wurde krank!
Der Arzt zog den Rezeptblock blank,
schrieb als Befund in dürren Worten:
Empfindung kann ich nirgends orten!
Das Volk verstummte ganz betreten,
verlief sich dann und ging zum Beten.


Historische Zeiten

Die Zeit ist groß und wird noch größer.
Der Mensch darin steht bloß und blößer,
je mehr man ihn historisch sieht,
und nichts mehr insgeheim geschieht!

Doch haben selbst die großen Zeiten
wie goldne Münzen stets zwei Seiten
entsprechend den Naturgesetzen -
mag Politik dies auch nicht schätzen!

Manch Staatsmann kann nur heimlich lachen,
weil Zeiten ihn oft größer machen,
als er von Hause aus gewesen -
erst später wird man davon lesen!

Und ist der Traum einst ausgeträumt,
hat er nicht mal die Zeit versäumt:
für ihn kam sie gerade richtig -
die Nachwelt ist nur halb so wichtig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Flucht aus Afghanistan

 

Der Teufel fragt beim Herrgott an,
wer hat den Sieg errungen,
als jüngst ward in Afghanistan
der andre Weg erzwungen?

Blieb vieles nicht im Grund beim Alten,
erhielt nur anderes Gesicht?
Gewalt und Schrecken weiter walten,
und jeder Scheich hält selbst Gericht!

Bin Laden gar ein Satans-Schüler?
Ich, Belzebub, bestreite dies.
Er ist ein blinder Pokerspieler,
der seinem Volk Dein Reich verhieß!

Du hast, oh Gott, der Namen viele,
so irrt der Mensch beständiglich!
Oft führt sein Weg mich erst zum Ziele,
glaubt er, er fand gerade Dich!

Gott protestiert: Die Friedensmacht
Amerika errang den Sieg!
Er schweigt, als da der Teufel lacht:
Und eben die schürt neuen Krieg!

Gott nippt am Trank der ew'gen Wahrheit -
das ändert nicht der Menschheit Wahn.
Er flieht, fern von Gedankenklarheit,
als Pilger nach Absurdistan!

Der Teufel stutzt, verharrt im Schritt –
und ruft, ich geh' als Beistand mit!

 

Die Rente
 

Die Rente ist verdienter Lohn
des alten Menschen nach der Frohn,
soll er sich bis zum Tod versorgen
und nicht das letzte Hemd noch borgen.

Deshalb schuf man einst ein System,
das hatte Sinn und schien bequem:
man setzte auf die Kraft der Masse
und zahlte in die große Kasse -

nicht nur die Diener, auch die Herrn
(die taten's nicht besonders gern),
doch per Gesetz ward solidarisch
die Last geteilt und exemplarisch

stand Jung für Alt ein nach dem Motto:
Klein-Egon zahlt für Onkel Otto,
und ist er selbst alt, zahlt für ihn
sein kleiner Neffe Fridolin.

Den Arbeitgebern war's egal,
sie zahlten stets, wenn auch mit Qual.
Doch auf der Arbeitnehmerseite
kam es zuletzt zur großen Pleite:

die Alten wurden immer mehr,
indes die Jungen schrumpften sehr
und konnten letztlich nicht mehr tragen
die Last des Alters – sozusagen.

Was nun? So fragten ängstlich viele,
und Politik nahm sich zum Ziele,
die Sache wieder einzurenken,
dabei jedoch nichts zu verschenken!

Den Beitrag einfach höher setzen?
Da aber flogen schon die Fetzen,
und einig waren sich wie nie
Gewerkschaft und die Industrie.

Doch schließlich kam voll List ein Mann
und ging den Fall von hinten an.
Der Beitrag wird nicht angehoben,
dafür die Last schlichtweg verschoben!

Kann jemand sich an Arbeit freuen,
soll er sich bittschön auch nicht scheuen,
den Renteneintopf zu entlasten
durch zweifellos gesundes Fasten!

Denn was man dabei jung gespart,
hat man im Alter dann parat.
Wer glaubt, das wär' nicht Tradition,
lernt nach Gesetz den Flötenton.

Wird so der Sparzwang Dauerbrenner –
die Mini-Rente wird kein Renner!
Den Arbeitgebern ist's egal,
sie zahlen nicht – ist das sozial?

 

Spende ohne Ende

 

Premiere war schon im Theater,
als noch ein andrer Landesvater
selbstherrlich in der Loge saß:
Er hielt das Trauerspiel für Spaß!

Die schwarzen Kassen sind seither
tabu, denkt man – und irrt sich schwer!
Der Klüngel ließ sie auferstehen,
in Köln am Rhein sind sie zu sehen!

Dann fälscht man noch den Lieferschein
mit Steuersündern im Verein
und schafft ein Spiegelbild der Pleite
von gestern auf der Gegenseite!

Anstatt dass schlechtes Beispiel schreckt,
hat's falschen Ehrgeiz nur geweckt:
„Wir kennen bessre Hintertürchen,
bei uns läuft alles wie am Schnürchen!“

Ach, würde Dummheit Schmerz bereiten –
es käm' Geschrei von allen Seiten!
Verpönt ist ein für allemal
das Wort von „Wende nach der Wahl“,

und mehr noch geifern Stammtisch-Zecher,
Politiker sind eh Verbrecher!
Manch Kanzlertraum wird so zunichte
und stirbt im Müll der Zeitgeschichte!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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