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Gedichte von Lutz Menard

 

Seiten: Lyrik Limericks Klapphörner Zeitgeschehen Satire

 

Zeitgeschehen - Seite 3

 

BSE 2000

 

Im Grunde war es längst bekannt:
Rindviecher sind mit uns verwandt!
Deshalb erkrankt der Mensch an Viren,
die erst zueigen diesen Tieren,

dann aber schwer erkennbar sind
auf ihren Wegen fort vom Rind.
Darüber sich im Streit verloren
die wissenschaftlichen Autoren!

Zwar fehlte es an Warnung nicht
vor allem aus Britanniens Sicht,
indes glaubt Deutschland sich gescheiter
und gegen irres Rind gefeiter.

Es war jedoch nur bauernschlau
und peinlich seine Rinderschau.
Der Kanzler hat trotzdem geschwiegen,
damit die Preise wieder stiegen.

Ihm sagt der Bauer keinen Dank.
Mit Tiermehl füttert er sie krank
und staunt, als Forscher jäh entdecken:
auch deutsche Kühe haben Flecken!

Jetzt schreit ein jeder laut Alarm,
gefährlich scheint selbst Würstchendarm!
Weil sieben sich verdächtig machten,
läßt man gleich tausend Rinder schlachten.

Sie beißen unbeseh´n ins Gras,
nur zum Beweis, es tut sich was!
Denn wo die Panik amtlich waltet,
wird schnell auf Blindflug umgeschaltet.

Das schürt dann noch die Hysterie
selbst über längst verspeistes Vieh!
Nachträglich schlägt uns auf den Magen,
was gestern noch ward gut vertragen.

Auch steigern Medien Volkes Frust
durch wilde Übertreibungslust
und öffnen damit manch Gesindel
die Tür zum Etikettenschwindel!

Die Wurst, um die es meistens geht,
enthält viel mehr, als darauf steht:
„Separatoren-Fleisch“ in Mengen
soll nicht den Appetit verdrängen.

Doch sind nicht alle Bauern dumm –
der kluge stellt auf „Öko“ um.
Dort aber gibt es , möcht´ ich wetten,
nicht minder falsche Etiketten!

Zum Trost gesagt sei, BSE
tut anfangs überhaupt nicht weh.
Es dauert mindestens zehn Jahre,
bis man uns fortträgt auf der Bahre.

Die Zeit reicht aus für den Genuß
von Grünkernklops im Überfluß!
( Ganz unbeeindruckt sind nur Briten:
sie essen weiter Steaks mit Fritten.)

MKS

 

Zu BSE kommt MKS:
nichts bleibt erspart den armen Tieren!
doch auch der Mensch hat neuen Stress
und kann den Appetit verlieren.

Erst starb die Lust auf Rindersteak,
nun stinkt auch noch der Schweinebraten.
Den Magen schont allein der Weg,
dem Fleischgenuss ganz zu entraten.

Der Seuchenfluch trifft Schwein und Schaf,
auch Ziegen und vielleicht gar Pferde.
Der Bauer findet keinen Schlaf
und führt wie stets beim Staat Beschwerde.

Der sperrt die Bauernhöfe ab,
lässt Mensch und Vieh desinfizieren.
Der Tierarzt bleibt auf Dauertrab,
mitnichten kümmert es die Viren.

Sie zieh'n heran wie Wirbelwind
und springen dann mit Blitzesschnelle
von Land zu Land – die Briten sind
traditionell an erster Stelle.

Zum Impfen rät der Sachverstand,
doch bleibt er durchweg abgeschaltet,
wo Aktienkurs nebst Dollarstand
vermehrt den Lauf der Welt verwaltet.

Es käme doch der Fleischexport
nach USA zu stark ins Schlingern!
Nur der gezielte Schweinemord
kann den Verlust halbwegs verringern!

Bezeugt sei ihm denn Lob und Dank,
dem Feingeschmack in jenen Staaten!
Geimpftes Fleisch macht zwar nicht krank,
doch besser riecht der reine Braten.

Hell lodern auf zum Osterfest
am Waldesrand die Scheiterhaufen.
Dort brennt von Schwein und Schaf der Rest,
denn keiner will mehr solche kaufen.

Was uns verbleibt, sind Huhn und Hahn –
auch davon kann man sich ernähren,
es sei denn, dass durch Hühnerwahn
sich noch die letzten Ställe leeren.

Vielleicht erfindet man schon bald
- da stocken mir im Hals die Worte –
das Fleisch in jeglicher Gestalt
ganz frisch aus der Chemie-Retorte!
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Die Sintflut Sommer 2002
 

Die Flut schwappt übers ganze Land,
steigt über Damm und Deiche.
„Jahrhundertflut“ wird sie genannt,
und jeder betet, dass sie weiche!

Noch nie versanken Haus und Hof
und Kirchen und Museen
nach Regen und Gewitterbraus –
blieb gar von manchem Ort nichts stehen!

Jetzt fragt man rundum, wer hat Schuld?
Sind's Politik und Wissenschaften?
War's Gott? Er übte lange schon Geduld,
wenn wir der Erde Schätze rafften:

Voll Gier, die immer Gründe sieht,
nach Gold und noch mehr Gold zu graben
und niemals in Erwägung zieht,
dass ird'sche Welten Grenzen haben.

Ist Klimawechsel hausgemacht?
Da streiten sich nun die Gelehrten,
und keiner hätte sich gedacht,
was uns die Wettertiefs bescherten!

Deshalb weiß niemand auch genau:
War es vielleicht doch Zufallswalten?
Von Riesenflut aus Himmelsgrau
berichten schon im Buch die Alten!

So fürchte ich, der Mensch macht weiter
wie schon gehabt, und hört allein
auf die ihm passenden Begleiter –
ich wünsch´ nur, er hat dabei Schwein!
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dollys Tod -
oder das Schweigen der Lämmerhirten

 

 

 

Der "Klon" geht um! Ist er ein Traum
aus Gottes Schöpfungsbuch? Wohl kaum!

Das Auge, blind vom Abendrot,
sieht nicht mehr immergrüne Weiden!
Beim Morgengraun war Dolly tot!
Der Klon vermocht's nicht zu vermeiden.

Vertan die Zeit, wo er das Lamm
das Doppelspiel des Schaf-Seins lehrte,
und dieses wuchs ganz heimlich clam,
obwohl es sich von Kunstgras nährte.

Hochpotenziert schuf Formelkraft
gar faustisch ein Agnus*-culum,
gelang, was sonst nur Gott erschafft,
dem nimmersatten Forschertum!

Die Führung übernahm der Klon -
wo kam er her, aus welchen Welten?
Sein Ziel war finanzieller Lohn!
Sein Ursprung? Gott ließ er nicht gelten!

Ein Jota aber stimmte nicht,
der Klon hat schlechthin übersehen
des Doppelgängers Zwiegesicht,
dass nämlich Werden und Vergehen
zwangsläufig sich in gleichem Maß
im Spiegel-Sinn als Eins verstehen -
tun sie es nicht, zerbricht das Glas!

Sobald der Klon das Gen erfasst
und es zu neuer Form gestaltet,
hat sich das Übel ohne Hast
in Kongruenz dazu entfaltet!

So kam es, dass Schaf Dolly litt
an Altersschwäche schon zu Zeiten,
wo sie der Norm nach nicht auftritt
und Jugendkräfte es noch leiten.

Das Schäfchen sank ins kühle Gras,
der Klon entwich still und betreten.
Der Wissenschaft verging der Spaß,
und sie fing heimlich an zu beten.

*Agnus, lateinisch: Schaf
 


 

 

Der Beratervertrag

 

Herr Stolpe, Minister für Bau und Verkehr,
liegt lang schon mit Mehdorn, dem Bahnchef, verquer.
Dazu kommt das Ärgernis „Toll Collect“,
zu spät hat er deren Betrug entdeckt.
Man sieht ihn im Fernsehen nur noch ganz klein –
dann fällt ihm ganz plötzlich die Rettung noch ein:
Ich suche mir schnell den Experten vom Fach
und schließe mit ihm ´nen Beratervertrag!

Schmidts Ulla geht zwar keinem Streit aus dem Wege,
statt Brücken wählt sie gerne schwankende Stege,
doch reicht weder Kasse noch Arzt noch Patient
die Hand ihr und zeigen sich nur renitent,
da schwindet auch ihr überraschend der Mut.
Doch dann fällt ihr ein – und sofort geht´s ihr gut:
Ich suche mir schnell den Experten vom Fach
und schließe mit ihm ´nen Beratervertrag!

Herr Struck führt die Bundeswehr stracks in die Fremde,
doch bald klebt die Haut voller Angstschweiß am Hemde!
Moskitos und Schlangen, Getier ekler Vielfalt
erwartet die Eingreif-Patrouille im Urwald.
Da denkt sich der Fuchs und gewitzte Stratege,
eh er sich auf fremdem Terrain falsch bewege:
Ich suche mir schnell den Experten vom Fach
und schließe mit ihm ´nen Beratervertrag!

Herr Eichel, der Gelder von Putzfrau´n einsackt,
hat sich im Geheimen schon immer gefragt,
wo kann ich die Beute am Besten verstecken,
um nicht die Gelüste der andren zu wecken?
EG-Partner dürfen ja nichts davon wissen,
denn geht es um Geld, sind sie äußerst gerissen!
So leicht ist ihm aber nicht bange zu machen,
er sagt – und verkneift sich dabei gar ein Lachen:
Ich suche mir schnell den Experten vom Fach
und schließe mit ihm ´nen Beratervertrag!

Frau Bulmahn möchte zeigen sich gerne als Stütze
für Elite mit Grips in den Köpfen statt Grütze.
Doch wo find´t selbst ein rechtschaff´nes mutiges Weib
den schon lange gesuchten Elite-Verbleib?
Dennoch gibt sie nicht auf und sagt voller Vertrauen
mit dem treudeutschen Aufschlag der Augen, der blauen:
Ich suche mir schnell den Experten vom Fach
und schließe mit ihm ´nen Beratervertrag!

Herrn Clement, bekannt als der Supermann
in unsrer Regierung, der (fast) alles kann,
gelingt dennoch nicht in der Wirtschaft die Wende,
denn er hat von Hause aus zwei linke Hände.
Ganz „cool“ – eine Hand in der Hosentasche –
greift er ohne Hemmung zur letzten Masche:
Ich suche mir schnell den Experten vom Fach
und schließe mit ihm ´nen Beratervertrag!

Der Kanzler beguckt dieses Spiel aus der Ferne
Und sagt sich, habt ihr mich doch alle mal gerne!
Was Gersters Genossen dort tun, kann ich lange,
bei mir stehen Forschung und Wissenschaft Schlange!
Er will seine Kräfte für Höheres schonen
und holt sie zu Dutzend in Kommissionen:
Experten für alle Probleme quer Beet,
damit´s endlich aufwärts im deutschen Land geht!

Laut hört man ihn rufen: „Wenn ich sowas sach,
kriegt jedermann seinen Beratervertrach!“
(Doch fällt ihm die Quintessenz leider nicht ein:
In Zukunft tut keiner mehr was von allein!)

 

 


 

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