Ein
vorbildlicher Kraftfahrer
Benno Bremslinger
atmet noch einmal tief durch. Dann schnallt er sich an und startet den
Opel Astra.
Bremslinger fährt äußerst konzentriert. In der Stadt achtet er genau darauf,
dass die Tachonadel die 50 nicht überschreitet. Vorschriftsmäßig bringt er den
Wagen vor einem Fußgängerschutzweg zum Stehen und winkt freundlich einer älteren
Dame, die zögernd auf dem Bürgersteig stehengeblieben ist, damit sie in Ruhe die
Fahrbahn überqueren möge. Noch im Rückspiegel sieht Bremslinger das verdutzte
Gesicht der Frau, die nicht weiß wie ihr geschah. Urplötzlich und aus
unerfindlichen Gründen geht ein Fordfahrer vor Benno hart auf die Klötzer. Um
Haaresbreite wäre Bremslinger aufgefahren. Er beißt die Zähne zusammen und
unterdrückt mit großer Anstrengung das Verlangen, dem rücksichtslosen
Kraftfahrer den linken Stinkefinger zu zeigen. Vor lauter Selbstbeherrschung
tritt Bremslinger der Schweiß auf die Stirn.
Endlich erreicht Bremslinger die Landstraße. Er atmet ein wenig auf, schaut
jedoch immer wieder
auf die
Tachonadel, die sich jetzt um die 90 einpendelt. Ein Mercedes kommt Benno mit
großer Geschwindigkeit entgegen. Bremslinger, der die Radarkontrolle auf der
anderen Straßenseite kurz
vorher erkannt
hat, betätigt jedoch nicht die Lichthupe, um den Fahrer zu warnen. Bremslinger,
der auf der
Rückfahrt in die Stadt noch vorschriftsmäßig hinter zwei Linienbussen anhält, um
die Fahrgäste aussteigen zu lassen, treten vor Selbstüberwindung die Adern auf
die Stirn.
Erleichtert parkt Benno den Opel in einer Seitenstraße und wischt sich das
schweißnasse Gesicht
mit einem
Papiertaschentuch trocken.
"Fürs erste ganz ordentlich", bemerkt in diesem Moment Bremslingers Nebenmann.
Benno ist schwer enttäuscht.
Nach dieser bravourösen Fahrt hätte er eigentlich von seinem Fahrlehrer ein
dickes Lob zur
bestandenen Püfung
erwartet.