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Prosa von Wilhelm Hasse

Kurzgeschichte
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ÜBL(ICH)E NACHREDE

 

 


Liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen!

Unser langjähriger Chef, Herr Dr. Dr. Ernst Auffrechter, hat das Unternehmen Diesseits m.b.H. einseitig und auf eigenen Wunsch, im herzlichen Einverständnis mit uns, seinen Nachfolgern, verlassen. Wir Zurückgebliebenen verlieren einen uns Vorgesetzten, dem wir auf seinem Weggang ehrlichen Herzens drei Kreuze hinterher senden. Wir werden sein Andenken ignorieren können, denn die Lücke, die er hinterlässt ist schon gefüllt.

Einfühlsam, wie er war, schaffte er im richtigen Augenblick den Absprung in den ewigen Ruhestand, geräuschlos und ohne dabei die rasante Fahrt in die Zukunft unseres Unternehmens zu bremsen. Er wusste, dass wir in beharrlichem Eigensinn weiterwirken würden, ohne uns zu übernehmen. Er konnte sich, als er den Löffel abgab, sicher sein, dass wir uns jetzt eigenveranwortlich die Suppe einbrocken werden, die er immer für uns auslöffeln zu müssen glaubte.

Ja, unser lieber von uns Verschiedener vertrat stets rückhaltlos auch das, was wir, denen seine Weitsicht zu weit ging, für falsch hielten. So war er zwar etwas Besonderes, doch gerade deshalb hier und heute total fehl am Platz. Darunter litt er letztlich mehr als wir alle. Das war ihm seit Monaten anzusehen, und man hätte ihm, und da müssen wir uns alle an die Brust klopfen, damals schon raten müssen, zu versuchen, sich bei einer Kur zu rehabilitieren. Währenddessen hätten wir unsere innovativen Pläne durchsitzen können.

Nun, spät, aber nicht zu spät hat unser Dr. Dr. Auffrechter sich nun doch noch zu einem längst fälligen Schritt in die richtige Richtung durchgerungen, nicht ohne unser zielstrebiges Zutun im Hintergrund. Ja, liebe Kollegen, seien wir doch mal ehrlich: Es war das Beste, was er tun konnte: gehen und zwar für immer. Reinen Tisch machen mit einer Welt, die ihn - wie er sie - nicht mehr verstand. Wir mussten uns viel zu lange in seinem Schatten sonnen, und auch das nur hinter seinem Rücken. Aber, und das sage ich nicht ohne Groll, er hatte uns durchschaut; das werden wir ihm nie vergessen.

Er ruhe nunmehr ewig und drei Tage! Ich bitte Sie, sich zu einer Gedenksekunde zu erheben. Danke.

© Wilhelm Hasse

 


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