Der Übermensch - eine Gegenrede
Der
Übermensch , - er schlief doch nie im Zuge,
er schlief besorgt im warmen Überzug.
Oft waren ihm der feste Überrock
und lange Unterhosen nicht genug.
Ja weißt du nicht, dass Friedrich Wilhelm Nietzsche,
der Übermensch, der schwer am Rücken trug,
in Pelze eingewickelt saß und suchte
nach Herrenkraft und Geistesüberflug?
Doch jene Überfrau´n, die Amazonen,
auch die mit übergroßen Überweiten,
drapierten eisern, selbst in kalten Zonen,
ihr Hemd nur über eine ihrer Seiten.
(bereit, sich überall zu streiten).
Ob über Übermann und -frau
ich weitres überliefern soll?
Ich mein, ihr habt´s schon lange über,
die Nase davon übervoll.
Nur eines sei euch noch
ins Überich geschrieben:
den Menschen sollt ihr,
nicht den Übermenschen,
den Nächsten, nicht den
Übernächsten lieben.
© Werner Hadulla
Abschied
ohne Tränen
Du
gingest fort - ließt mich allein
mit einem Sack voll lauter Fragen.
Du wolltest keine Stütze sein,
nicht mit mir unsre Sorgen tragen.
Ich bot dir nur das kleine Glück,
doch dafür Nägel auch mit Köpfen.
Du wollt'st nicht aus dem Traum zurück
und ständig aus dem Vollen schöpfen.
Ich wünsch' dir, dass die Quelle reicht,
ein Leben lang dich zu erfrischen,
und bis der Sternenschein erbleicht,
geh' ich noch ein paar Biere zischen!
© René Possél |
Das Ding-an-Sich
Eine philosophische Begriffsklärung.
Der Kantianer muss es wissen,
beißt ihn ein streitbesessner Hund:
hat ihn ein Ding-an-sich gebissen.
Mit vielen Zähnen - wunderlich:
ist jeder Zahn in seinem Maul
denn wiederum ein Ding-an-sich?
Die Antwort muss be-kant-lich heißen:
kein Zahn für sich allein - an sich
kann nur der ganze Hund dich beißen.
Der Fachmann folgert so sublim:
Der Hund, der ist das Ding-an-sich,
der Zahn doch nur ein Teil von ihm.
Und jeder kann das voll bejah´n,
solang das Kauwerk auch gesund.
Doch sollt ein siecher Backenzahn
im Kötermaul, im Menschenmund,
aktiv geworden wütend stechen:
erwarb er dann in Dir, im Hund
ein autonomes, eignes Sein?
Von ihm als Ding-an-sich zu sprechen,
fällt jetzt wohl manchem Laien ein.
Was freilich Kant ganz anders sieht.
Noch bleibt er Teil des großen Ganzen.
Erst wenn man aus dem Mund ihn zieht,
(Dentisten tun das meisterlich
mit Zangen und mit starker Hand),
jetzt endlich ist er DING-AN-SICH.
So lernten wir´s vom großen Kant.
©
Werner Hadulla
|