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Gedichte - Philosophisches

 

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Götterdämmerung

Abend war’s und nach der Wahl:
Im Olymp im kleinen Saal
herrschte Götterdämmerung!
Schweigend um den Tisch herum
taten Zeus und Hera sitzen,
Zeus begann nervös zu schwitzen.
„Das“, rief er, „würd’ grad noch fehlen,
dass die Menschen uns nicht wählen!“

Da kam Hermes mit den Zahlen,
den Ergebnissen der Wahlen,
und er rief, vom Schmerz gequält:
„Wir Götter wurden abgewählt!
In Athen, das ist das Schlimme,
kriegten wir nicht eine Stimme!
Künftig sind wir arbeitslos,
Himmel hilf, was mach ich bloß?“

Zeus war außer sich und schrie:
„Diese Scheiß-Demokratie,
dieses irdische Gesindel,
dieser Frei- und Gleichheitsschwindel!
Ich wusste es immer schon:
Undank ist der Götter Lohn!
Warum hab ich diese Affen
überhaupt einmal erschaffen?“

„Du“, rief Hera, „fragst warum?
Du trägst die Verantwortung!“
Danach schrie sie sich in Rage:
„Welche Schande, welch Blamage:
„Deine Weiber, deine Laster,
die sind schuld an dem Desaster!
Aus ist es nun mit uns beiden:
Jetzt ist Schluss, ich lass mich scheiden!“

Sagt’s und macht die Lampen aus.
Finster ward’s im Götterhaus,
und im Dunkeln tappt bis heute
Zeus laut schimpfend durchs Gebäude;
Aber ohne Strom und Licht
findet er den Ausgang nicht,
doch das Schlimmste für ihn ist,
dass kein Schwein ihn mehr vermisst.

Die Moral von der Geschicht’:
Irgend etwas stimmt hier nicht.
Einer, meint Zeus, kann allein
doch nicht schuld gewesen sein!

© Bernhard Mößner


Lohengrin
oder Nie sollst du mich befragen


Es kam hin und kam auch wieder
vor, dass Ritter Lohengrin
in sein Boot stieg und entfleuchte,
leider sagt er nie, wohin.
Er verbot gar seinem Weibe
ihn bei seiner Wiederkehr
jemals schnöde zu befragen:
Wo, mein Lieber, kommst du her?

Elsa fand auch despektierlich,
dass ihr Mann, statt hoch zu Ross,
so wie all die andern Ritter,
stets per Schiff, der Albatross,
welches gar kein Schiff gewesen,
sondern eigentlich ein Kahn,
und von einem Schwan gezogen,
seine Reisen unternahm.

Und aus Sorge, selbstverständlich,
nicht aus Neugier, bitte sehr,
fragte sie ihn eines Tages:
„Lohengrin, wo kommst du her?“
Der erschrak und überlegte
kurz, dann sagte er zu ihr:
„Ich hol nur schnell Zigaretten
und bin sofort wieder hier.“

Sprach‘s, und holte seine Jacke,
stieg ins Boot und schwamm davon;
Elsa sucht nach ihm bis heute,
sogar per XY.
Diese Mühe könnt sie sparen,
denn ihr Gatte mimt zur Zeit
wieder mal den Schwanenritter,
bei den Wagners in Bayreuth.


© Bernhard Mößner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Heine-Liebe - l'amour de Heine

Heine-Liebe


Aus hellem Geist springt Heines Witz.
Er trifft den Punkt, mitunter spitz
und schmerzhaft, wo es nötig war:
Doch jeder Satz ist klar und wahr!

Es ist sein Blick der Liebe, dem
das Liebelose ein Problem.
Und liebevoll ersinnt er schöne,
wahrhaftige und sanfte Töne.

Macht einer sich heut dichtend seine
Gedanken wie einst Heinrich Heine,
braucht er nebst Sprachwitz, Geist und Klarheit
die Liebe Heinrichs für die Wahrheit.

l'amour de Heine

l'esprit l'inspire des bons mots
et il fait mouche - parfois de trop
il frappe là où il faut le faire -
mais chaque phrase est vraie et claire

c'est le regard d'amour de Heine
qui decouvrit la haine humaine
mais plein d'amour, tout doux et bon
est donc à l'occasion son ton

poète qui tache de faire comme lui
des chants songeurs pour aujourd'hui
prends son esprit, la Heine-clarté,
prends son amour de verité

© René Possél



Schillers Glocke - neu gestimmt

Fest auf deutschem Denkmal droben
steht Fritz Schiller, Dichterfürst.
Dieses Jahr wird man ihn loben,
bis das Land vor Jubel birst.
Dass noch Kind und Greis
etwas von ihm weiß,
will das Alte neu man sagen -
sehr zum Segen von Verlagen.

Zum Jubiläum, das wir feiern,
geziemt sich wohl ein lockres Wort:
Genügend gibt‘s, die feiernd leiern
die alten Verse, fort und fort.
So lasst uns fleißig parodieren,
was sich an Bildungsdünkel spreizt,
und die sich schillernd produzieren
sein Geist zu decouvrieren reizt.
Das ists, was Friedrich Schiller meinte:
Ward uns nicht dazu der Verstand,
dass er die wahren Geistesfeinde
versengt mit heißer Worte Brand...?!

Schillers Glocke tönt noch heute:
Seid so frei zu denken, Leute!


© René Possél
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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