Tierisches

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Der dicke Hund

 

Ein dicker Hund liegt in der Hütte
und denkt, ach, wäre ich doch bunt!
So lieg´ ich hier auf meiner Schütte
und bin nicht mehr als fett und rund.

Wär' ich so bunt wie Ostereier,
so kennte mich ein jedes Kind!
Ich wäre Gast auf jeder Feier,
wo prominente Leute sind.

Man ließe mich nicht aus den Augen,
ich wäre stets in aller Mund,
und würde ich auch sonst nichts taugen,
ich bliebe doch ein bunter Hund!

So ist im Leben ohne Frage
Bekanntheit öfters nichts als Schein.
Vielleicht zählt auf des Schicksals Waage
es mehr, ein dicker Hund zu sein.

 

Lutz Menard

Vom Ursprung der Drachen
(eine ägyptische Sage)

Ein gefräßiges Nil-Krokodil
fraß an Menschenfleisch etwas zu viel.
Es verdarb sich den Magen,
konnte nichts mehr vertragen,
und sein Dünnpfiff verseuchte den Nil!

Da beschloss König Ramses der zweite,
dass man schnell dem ein Ende bereite,
legte sich auf die Lauer,
doch das Untier war schlauer
und entwich durch die Lüfte ins Weite!

Vogel Horus, der Gott, statt zu singen,
lieh aus Mitleid dem Vieh seine Schwingen!
Und so freut sich Klein-Klärchen,
daß noch heute die Märchen
den geflügelten Drachen besingen!

 

Lutz Menard

 


Der einbeinige Reiher

 

Ein Reiher steht auf einem Bein,
er könnt´s genau so gut auf zwei´n.
Warum begnügt er sich mit einem,
obwohl doch zwei sich besser reimen?

Er denkt, was schert mich Poesie,
ich schone ganz konkret mein Knie
auf einem, höb´ ich auch das zweite -
ich fiele beinlos auf die Seite!

So spare ich im Intervall,
die Kraft durch Einstand - ohne Fall.
Zwar wäre auch der Zweistand möglich,
jedoch der Kondition abträglich.

Laßt mich, bitt´schön, einbeinig stehn
als Silhouetten-Strich zu sehn
und ohne mich laut zu besingen –
solch´ Einstand wird euch nie gelingen!

 

Lutz Menard

Der einbeinige Reiher II

 

Wie er so steht auf einem Bein
und keinen Zeh bewegt,
da fällt ihm plötzlich etwas ein,
was seinen Geist erregt!

Und zwar, wie er – ihr glaubt es nicht!-
sich ohne jede Qual und Müh´
durch einen Endreim im Gedicht
versöhne mit der Poesie!

Von nun an steht der kluge Reiher
mit seinem Bein in einem Weiher!
(Zugleich ist dies sein Mittagstisch,
denn er ernährt sich meist von Fisch!)

 

Lutz Menard

 

 

 

 


Der Leithammel

Ein Hammel versäumte die Schur
und fraß lieber Gras in der Flur.
Zum Leittier erkoren,
nur weil ungeschoren,
war's trotzdem ein Blödhammel nur!

 

Maulheld

Glaubt ein Hahn doch, er säß' auf dem Thron,
und gäb' an dort alleine den Ton!
Als das Huhn sagt, „es ist
dieser Thron doch nur Mist!“
fiel der Hahn gleich in Resignation.

 

Lutz Menard

 

Die Bremer Stadtmusikanten

Die vier Stadtmusikanten aus Bremen
waren auch im Konzert zu vernehmen.
Da fürwahr ihr Gesang
gar so märchenhaft klang,
taten sie alle Pop-Stars vergrämen!

Doch beschließt da ein Pop-Fan aus Bingen:
Dies soll ihnen nicht länger gelingen!
Und er mischt in ihr Futter
pfundweis' Kreide statt Butter –
und sie piepsen nur noch statt zu singen!

Lutz Menard

 


Der Sandfloh

 

Im Sand versteckt lebt irgendwo
der Sandfloh, niemand weiß wieso.
Er ist ein selten scheues Tier,
das sich versteckt mal dort, mal hier.

Sonnst du dich faul am Meeresstrand,
spürst du ihn unter dir im Sand.
Am ganzen Körper läßt er´s jucken,
sogar im Halse, dort beim Schlucken!

Es hilft nichts, dass du ihn verfluchst,
vergebens auch, dass du ihn suchst!
Kein Mensch bekommt ihn zu Gesicht,
er ist ein Floh, und mehr auch nicht.

Wenn einer glaubt, dass er ihn fand,
war´s immer nur ein Körnchen Sand.
Im Hals, so denkst du, spült es runter
ein Schnaps – doch geht der Floh nicht unter!

Willst du ihn gar mit Bier ertränken,
kannst du dir diese Mühe schenken.
Für ihn birgt das kein Risiko:
Denn dann wird er zum Wasserfloh!

 

Lutz Menard

 

Der Eulenwurm

 

Im alten, dunklen Eulenturm
lebt lange schon ein kleiner Wurm.
Der Eule fällt kein Mittel ein,
vom Störenfried sich zu befrei´n!

Er sitzt, mir sträuben sich die Haare,
nicht im Gemäuer, Gott bewahre!,
vielmehr – dort kann sie ihn nicht packen –
ihr im Gefieder, grad im Nacken!

 

Lutz Menard

Der frustrierte Elefant

 

Als friedlich ist der Elefant
uns aus dem Tierpark wohlbekannt.
Hoch trägt er seinen Rüssel stolz
und manchmal auch im Urwald Holz.

Obwohl er dank der dicken Haut
Insektenstiche gut verdaut,
sieht er die Mücke gar nicht gerne,
ist sie als Rüsseltier - von ferne -
ihm ähnlich auch, doch stört ihn sehr,
dass sie Vampiren gleicht noch mehr,
wogegen er nur mit dem Rüssel
saugt Wasser aus der großen Schüssel!

Deshalb vermeidet er Bekanntschaft
mit solcher buckligen Verwandtschaft,
und ihn kann wahrlich nicht entzücken,
wenn Menschen diese fiesen Mücken
zu klugen Elefanten machen !
Darüber kann er nicht mal lachen
und reißt die Elefantenmücke -
im Geiste wenigstens – in Stücke!

Trotzdem wird es ihm nicht gelingen,
mentale Änderung zu bringen,
und alles wird beim Alten bleiben:
Der Mensch muss immer übertreiben!

 

Lutz Menard

 

 

 

 

 

 


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