Politisches

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Nationale Hausaufgaben

Denkt ihr nicht manchmal auch pikiert,
dass wir von Schülern sind regiert,
die alle - fast wie überwacht -
brav ‚Hausaufgaben‘ nur gemacht?

Politiker wird interviewt,
vom Volk auch schon mal ausgebuht,
und soll nun endlich etwas sagen,
was uns erwartet in den Tagen.
Die Antwort klingt oft sehr verbogen,
nicht ausreichend - schon mal verlogen -
zum Schluß aber - wär doch gelacht -
hat ‚Hausaufgaben‘ er gemacht.

Doch nichts hörst du vom Inhalt noch,
vom Abwärtsschwung im Haushaltsloch,
nur drohend geht die Schwafelei
in Richtung feindliche Partei,
und mit dem Satz man sich verkracht:
Die ‚Hausaufgaben‘ DER nicht macht!

Selbst Kanzlermund tönt ganz erhaben:
"Ich mache meine Hausaufgaben!"

Nun schließt die Frage sich doch an,
wer sind die Lehrer hier im Clan,
wenn unsre Volksvertreter-Meute
stets ‚Hausaufgaben‘ macht, ihr Leute?
Wer schafft den Lehrplan, setzt die Zeichen
und stellt für Politik die Weichen?

Vielleicht sind es gar Wirtschaftsbosse,
die man nicht sieht bei dieser Posse,
sie ziehn am Marionetten-Bändchen
und füllen das Regierungs-Händchen.

Es könnt auch sein verbaler Spleiß,
der ‚Hausaufgaben‘ macht zum Fleiß,
bauscht auf sich zu der Redewende,
nur Fakten fehlen doch am Ende.

 

Jutta Kieber

 

Menschenliebe

 

Es trafen sich zwei Kannibalen
kurz vor den nächsten Kanzlerwahlen.
Sie bangten – klingt es auch frivol –
im Grunde um der Menschen Wohl
und wählten drum als Sonntagsbraten
die beiden Spitzenkandidaten!

 

Lutz Menard

 

Das Volksempfinden

 

Grundsätzlich war es kerngesund
das Volksempfinden, glatt und rund,
doch einmal kommt wie überall
auch noch so Starkes vor den Fall:
das Volksempfinden wurde krank!
Der Arzt zog den Rezeptblock blank,
schrieb als Befund in dürren Worten:
Empfindung kann ich nirgends orten!
Das Volk verstummte ganz betreten,
verlief sich dann und ging zum Beten.

 

Lutz Menard

 

Flucht aus Afghanistan

 

Der Teufel fragt beim Herrgott an,
wer hat den Sieg errungen,
als jüngst ward in Afghanistan
der andre Weg erzwungen?

Blieb vieles nicht im Grund beim Alten,
erhielt nur anderes Gesicht?
Gewalt und Schrecken weiter walten,
und jeder Scheich hält selbst Gericht!

Bin Laden gar ein Satans-Schüler?
Ich, Belzebub, bestreite dies.
Er ist ein blinder Pokerspieler,
der seinem Volk Dein Reich verhieß!

Du hast, oh Gott, der Namen viele,
so irrt der Mensch beständiglich!
Oft führt sein Weg mich erst zum Ziele,
glaubt er, er fand gerade Dich!

Gott protestiert: Die Friedensmacht
Amerika errang den Sieg!
Er schweigt, als da der Teufel lacht:
Und eben die schürt neuen Krieg!

Gott nippt am Trank der ew'gen Wahrheit -
das ändert nicht der Menschheit Wahn.
Er flieht, fern von Gedankenklarheit,
als Pilger nach Absurdistan!

Der Teufel stutzt, verharrt im Schritt –
und ruft, ich geh' als Beistand mit!

 

Lutz Menard

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Demo der Vielelogen

(Heutzutage Philologen)

 

Die Demo der Vielelogen
(Heutzutage Philologen)

Seit einst Berufe ihre Namen
von einer höh’ren Macht bekamen
und all die –isten und die –ogen,
die –omen auch, sowie die –logen
sehr komplizierte Namen tragen
da hörte ständig man wen fragen,
was jener denn bedeuten würde?
Beim Bäcker ist das keine Hürde:
Der Bäcker backt – doch ein Anglist,
ob das nicht doch ein Angler ist?

Man reformierte das Verfahren
und weil's sso viele –logen waren,
verfügte man dann per Dekret,
man nenne sie fortan, konkret
nur „Vielelogen“ noch, mon Dieu,
das tat den –logen aber weh!

Es gab Proteste, jede Menge
und auf der Ämter engen Gänge,
wo sonst Beamte nur, verstaubte
und Gummibäume, stark entlaubte
ihr Dasein fristen, sah, statt derer
man, bunt gemischt, zum Beispiel Lehrer
sowie diverse Ökonomen
die in der Umgebung wohnen
auch Sino-, Hist- und Graphologen,
die grade um die Ecke bogen,
in den Händen lange Listen
mit den Namen der Statisten,
Germanisten, Literaten,
wobei sich letztere verbaten,
mitsamt dem Pöbel demonstrieren –
da würden sie sich sehr genieren!

Man kochte Kaffee, Korken knallten
und durch der Ämter Flure hallten,
drauf Lieder bald von Geld und Glück,
man schunkelt hin sowie zurück,
die Stimmung steigt, man ist durchdrungen
vom Geist der Stunde, hat gerungen
weil überwiegen schon besoffen
mit der Schwerkraft, ist betroffen
von dieser dann, liegt auf dem Bauch,
der Gummibaum letztendlich auch.

Man wünscht ihm, dass er’s übersteht
und peu á peu nach Hause geht –
wer gehen kann, den Rest wird morgen
man fachgerecht dann wohl entsorgen.
Ne schöne Demo war’s, wie immer,
wo gegen? Äh, äh, mhm ..null Schimmer

 

Bruno Bansen
 

 

Historische Zeiten

Die Zeit ist groß und wird noch größer.
Der Mensch darin steht bloß und blößer,
je mehr man ihn historisch sieht,
und nichts mehr insgeheim geschieht!

Doch haben selbst die großen Zeiten
wie goldne Münzen stets zwei Seiten
entsprechend den Naturgesetzen -
mag Politik dies auch nicht schätzen!

Manch Staatsmann kann nur heimlich lachen,
weil Zeiten ihn oft größer machen,
als er von Hause aus gewesen -
erst später wird man davon lesen!

Und ist der Traum einst ausgeträumt,
hat er nicht mal die Zeit versäumt:
für ihn kam sie gerade richtig -
die Nachwelt ist nur halb so wichtig.

 

Lutz Menard

 

Spende ohne Ende

 

Premiere war schon im Theater,
als noch ein andrer Landesvater
selbstherrlich in der Loge saß:
Er hielt das Trauerspiel für Spaß!

Die schwarzen Kassen sind seither
tabu, denkt man – und irrt sich schwer!
Der Klüngel ließ sie auferstehen,
in Köln am Rhein sind sie zu sehen!

Dann fälscht man noch den Lieferschein
mit Steuersündern im Verein
und schafft ein Spiegelbild der Pleite
von gestern auf der Gegenseite!

Anstatt dass schlechtes Beispiel schreckt,
hat's falschen Ehrgeiz nur geweckt:
„Wir kennen bessre Hintertürchen,
bei uns läuft alles wie am Schnürchen!“

Ach, würde Dummheit Schmerz bereiten –
es käm' Geschrei von allen Seiten!
Verpönt ist ein für allemal
das Wort von „Wende nach der Wahl“,

und mehr noch geifern Stammtisch-Zecher,
Politiker sind eh Verbrecher!
Manch Kanzlertraum wird so zunichte
und stirbt im Müll der Zeitgeschichte!

 

Lutz Menard

 

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