Als ich nach acht Jahren Volksschule einigermaßen Hochdeutsch konnte, lernte
ich das damals noch
mit beweglichen Lettern aus Blei, Zinn und Antimon arbeitende
Schriftsetzerhandwerk. Nebenbei besserte ich mein Lehrlingsgehalt als
Stadtreporter bei der „Bendorfer Zeitung“ auf, einer Pressespezies, die
heute fast ausgestorben ist. Kaum hatte mir mein Pate zum l6. Geburtstag ein
Reimlexikon geschenkt, als ich auch mit dem Dichten zahnziehender
Herz-Schmerz-Poeme begann.
Das Versmaß jedenfalls war korrekt. Später folgten – nach Abschluss eines
gewissen
Gärungsprozesses - Veröffentlichungen von Gedichten und Kurzgeschichten in
Zeitungen und Anthologien. 1963 wurde es mir zu eng in der Kleinstadt. Ich
schnürte als Geselle der
Schwarzen Kunst mein Bündel und wanderte aus - nach Berlin, wo junge
Arbeitskräfte gesucht
waren (sic!). Neben meiner Berufstätigkeit als Setzer und später Korrektor
beim Ullsteinverlag holte
ich an einer Abendschule das Abitur nach, studierte Germanistik und
Anglistik und wurde Lehrer, zunächst in Berlin, dann in Baden-Württemberg
(1988). Bis zur Pensionierung 2003 wirkte ich mehr
oder weniger segensreich am Technischen Schulzentrum in Sindelfingen, lernte
„Schwäbisch für Reingeschmeckte“, schrieb weiter Gedichte und
Kurzgeschichten, die mir meine kritischen Schüler
oft genug zerrissen. Im Rahmen der Volkshochschule leitete ich die
Schreibgruppe „Wortwerk“ Freudenstadt, organisierte Lesungen und
veröffentlichte Haikus im Athena-Verlag sowie schwäbische Volksstücke im
Plausus-Verlag Bonn und MundArt-Verlag Aßling. Zum Verklapphornen,
Schüttelreimen und Limericken wurde ich durch Werner Hadulla verleitet. Im
April 2006 zog es mich und meine Frau nach Ostholstein (wegen einiger
Maulwurfhügel genannt „Holsteinische Schweiz“).
Jetzt lerne ich vielleicht auch noch Plattdeutsch. Moin! Moin!
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