... diese Frauen

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Das Gerücht

 

„Ja, ja“, sprach Frau Müller,
und „ja“, sagt Frau Joos,
„ich will ja nichts sagen,
ich meine doch bloß.“

„Ich hab’s“, sagt Frau Müller
„schon immer gesagt,
doch werden wir Alten
ja gar nicht gefragt.“

Jetzt kommt noch Frau Meier
(mit e und mit i),
die muss es doch wissen,
sie wohnt vis-á-vis!

„Hat man“, fragt Frau Müller,
„schon so was gehört?“
„Obwohl“, sagt Frau Joos nun,
„es uns ja nicht stört!“

„Ja, ja“, sagen beide,
Frau Meier stimmt ein:
„Da sind wir uns einig.“
Und so muss es sein!

 

Bernhard Mößner

 

Manche Faxen wollen wachsen

 

Manche Faxen
wollen wachsen

möchten schwellen
in den Zellen

lachen über Arbeitsfieber
übernehmen Blödsinn lieber

wollen toben
und nicht loben

brauchen täglich den Humor
so kommt es mir vor.

 

Jutta Kieber

 


 

Eine starke Frau

 

Das Bild der Frau, wo ist es nur geblieben?
Das Bild der Mutter; plötzlich war es weg!
Dort, wo es hing, sah man auf der Tapete
noch eine kurze Zeit den großen hellen Fleck.
Das brave Mütterchen, mit ihren KKK`s:
das ist vorbei, sie hat sich reformiert,
der Mann schaut allerdings etwas betreten,
er wirkt veraltet und leicht antiquiert.

Sie ist gern Frau, weil dies dem Mann gefällt,
denn irgendwie ist man das so gewohnt,
sie gibt sich stets gefällig und charmant
und geht, wenn möglich, auch figurbetont.
Und hat sie abends einmal Lust zum Ausgehn,
sagt sie leger: "Ich habe heut ein Date!"
Bald darauf kommen die Verkehrsprobleme:
er kommt zu früh manchmal - und sie zu spät.

Ansonsten liebt sie noch genau wie früher,
jedoch nicht unbedingt daheim im Bett,
und praktisch ist: Das Ausziehn geht jetzt schneller:
Die Frau von heut steckt nicht mehr im Korsett.
Man liebt sich erst, dann schläft man um so besser,
am Morgen gibt man sich nicht irritiert;
ein kleiner Saitensprung ist kein Verbrechen,
sie ist erwachsen und emanzipiert.

Der Mann kniet nicht mehr vor den Frauen nieder,
das ist vorbei, man ist nicht mehr gehemmt!
Statt Feinripp-Unterhosen trägt er enge Tangas,
nur sein Geschlechtsteil fühlt sich eingeklemmt.
Er nimmt auch keine Peitsche mit, wie Nietzsche;
er macht sich fein, wenn er zum Weibe geht,
doch unterwegs zu ihr plagt ihn die Sorge,
ob das, was männlich ist, ihm letztlich steht.

Liebst du als Mann einmal von ganzem Herzen,
dann sei ein Mann und sage es ihr nicht,
bleib cool dabei und schaue unbeteiligt,
schreib ihr um Himmels Willen kein Gedicht!
Die Frau von heute ist meist gut belesen
und bestens informiert in punkto Mann,
sie lächelt wissend, wenn man sie vertröstet,
sie hat Verstand und darauf kommt es an.

Doch eines ist auch heut noch so wie früher:
Sie wünscht sich irgend wann einmal ein Kind!
Auch Kinder sind am Anfang nicht vollkommen,
doch nie so kindisch, wie heut Männer sind.
Der Schwachpunkt bleibt: das Kinderkriegen,
ein Mann lernt das in seinem Leben nie!
Auch diese Frage wird die Frau einst lösen,
zusammen mit der Pharmaindustrie.

 

Bernhard Mößner

 

 

 

 

 

 

Doch was immer Lola tat

 

Lola war ein Klasseweib,
das mit seinem Rasseleib
jede Woche als Hostesse                              Werbung machte in der Presse,
wonach sie für eine Sünde
gerne zur Verfügung stünde.
Männer lagen ihr zu Füßen,
wollten ihre Waden küssen,
doch gerieten sie zuweilen
zu ganz andern Körperteilen.
Denn, was immer Lola tat,
sie tat alles akkurat!

Dies ist nun Vergangenheit,
Lola nützte ihre Zeit!
War ihr Ruf einst skandalös
ist er nunmehr seriös;
Man(n) erfährt heut ihren Namen
höchstens noch durch Mundreklamen.
Sie trifft sich jetzt oft und gern
mit bestimmten ältern Herrn,
die sich rührend um sie sorgen,
ihr auch einmal etwas borgen,
oder dies und jenes schenken.
Aber nicht, dass sie jetzt denken
Denn, was immer Lola tat,
sie tat alles akkurat!

Lola zählt, dank hohen Preisen,
nunmehr zu den feinen Kreisen,
die so fein sind dass man schlicht
über Geld nicht einmal spricht.
Heut gehört sie zu den Damen
mit den distinguierten Namen,
die mit brilliantenschweren
sündhaft teuren Collieren
ihren dicken Hals kaschieren,
die statt essen, fein dinieren.
Sie zählt zu den Lebendpuppen
die in teuren Modeschuppen,
sich nach stundenlangem Wählen
in zu enge Fummel quälen.
Denn, was immer Lola tat,
sie tat alles akkurat!

Langsam rinnt und rinnt die Zeit -
Lola schätzt die Sittsamkeit:
Sieht sie Damen an der Straße
rümpft sie vornehm ihre Nase,
und zeigt mit dem Zeigefinger
auf die sündhaft jungen Dinger,
wobei sie mit Abscheu spricht:
Dieses gab es früher nicht!
Denn, was immer Lola tat,
sie tat alles akkurat.

 

Jede(r) bastelt sich am Ende
seine passende Legende.

 

Bernhard Mößner

 

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